(irgendwo im Nirgendwo, ein Rastplatz an der A 38):

Es geht schon wieder nach Hause. Das Wochenende war mal wieder viel zu kurz. Aber das bringt mich auch darauf, dass ich dieses vertraute "ZUHAUSE-GEFÜHL" gleich am Freitagmorgen hatte, als ich um kurz nach 7 Uhr morgens in Colditz an der Tankstelle ankam: "Guten Mo".... Noch bevor der Gruß ausgesprochen war, hielt mir die freundliche Kassiererin den Bootshausschlüssel entgegen. (Nur 2 x im Jahr komme ich nach Colditz und die Gute hatte mich sofort erkannt).

Im Bootshaus angekommen, fand ich mein Zimmer sauber und ordentlich vorbereitet und konnte mich gleich entspannt auf das Wochenende freuen. Trotz 592 km Nacht-Anfahrt war ich nicht besonders ermüdet.

Warum dieses Mal so weit?  - Sonst hatte ich immer nur ca. 465 km auf dem Tacho? - Grund war ein bewusster Umweg über Rees, an der holländischen Grenze. Mein Leierkasten, der immerhin nun auch schon über 28 Jahre alt ist, bekommt dort einen neuen Blasebalg aus echtem Ziegenleder. Eine Arbeit, die ich allein nicht machen kann. Orgel und Arbeitsmaterial musste ich aber dazu erst zum Fachmann bringen. Dort bin ich am Donnerstagabend dann gestartet und ohne Hektik, Staus und Unfälle mit einigen Pausen über Nacht nach Colditz gereist.

Am Kanuheim dann: "Same Procedere as every jear - die gleiche Prozedur wie jedes Jahr":  - "Schön, dass du da bist!  - Wie lange bist du gefahren? - "Seit wann bist du schon hier? - Wie lange bleibst du? -  Wie geht es dir und deiner Familie.... - NICHT reine Höflichkeit, sondern ehrliche und ernst gemeinte Anteilnahme,  Wertschätzung  und Freude:   - und wieder DAS "ZUHAUSE-GEFÜHL"

Den ganzen Freitag verbrachte ich damit, mich mit Freunden zu treffen und zu reden. Zu viele Einzelheiten verrate ich hier aber JETZT nicht . Am  Samstagvormittag fand dann der "Arbeitseinsatz zum Saisonende" mit Aufräum- und Säuberungsarbeiten im und um das Bootshaus statt

Nach dem gemeinsamen Mittagessen..... wurde dann, wegen des geringen Wasserstandes der Mulde, beschlossen nicht wie geplant von Rochlitz nach Colditz zu paddeln, sondern ab dem Bootshaus Flusslauf, soweit es möglich ist .  - Also wurden nach kurzer Diskussion die Boote herausgeholt und zum Ufer gebracht. Wie niedrig der Wasserstand wirklich war, ließ sich nicht nur am Colditzer Pegel ansehen, wir hatten auch mehrfach Grundberührung mit den Booten  - Ich hatte das gleiche Boot wie im Vorjahr und mittlerweile gut 9 kg abgenommen. Es war also anzunehmen, dass mein Boot einen vergleichsweise geringeren Tiefgang hatte. Trotzdem habe ich ein paarmal das beunruhigende Kirschen des Kieles auf dem Muldeboden gehört.

Es soll ja auch in Sachsen freie lebende Waschbären geben. Was ich während der Abpaddel-Tour am Muldeufer sah, war aber leider nur eine schwarz-grau-weiße Hauskatze, deren Fellzeichnung aber dem Waschbären sehr ähnlich war.

Pünktlich mit der fast schon untergehenden Sonne legten wir alle trocken und Havarie frei wieder am Bootshaus an.

Wie jedes Jahr gab es zum Saisonabschluss noch eine gemütliche Runde mit Grillgut und Lagerfeuer.

"EY!  - Die Carmen hat mir meine Mütze geklaut! " - Die ließ sie spontan durch die Runde gehen, um für meine kleine abendliche Feuerspuck-Einlage eine "Spende für den Künstler" zu erbitten und sie mir dann gefüllt mit Münzen zurück zu geben. - Allen großzügigen Gebern meinen aufrichtigen Dank!

"Denkt bitte daran, dass heute Nacht die Uhren zurück gestellt werden" - Wenn das auch nicht so zu verstehen war, wie auf dem Witz Foto, auf dem ein allen bekannter  Erich H. verschmitzt lächelte, so brachte es uns doch wenigstens durch die Beendigung der Sommerzeit eine zusätzliche Stunde Schlaf.

Ausgeruht und mit dem Kaffeebecher in der Hand, stand ich dann heute Morgen am Fenster im Bootshaus und fragte mich, wie lange wohl das freundliche und trockene Herbstwetter noch anhalten würde, das uns ein schönes Abpaddeln 2019 ermöglicht hatte. - Nicht  mehr lange... An der Tankstelle angekommen, konnte ich gerade noch vor der erwarteten Benzin-Preiserhöhung meinen Auto-Tank füllen, da begann es schon zu Nieseln. Ab Sermuth war es dann Regen und auf der Autobahn Richtung Heimat kamen dann auch noch Windböen dazu. Das Autoradio dudelte alte Schlager, die irgendwie zum Wetter passten.

Aber das "ZUHAUSE-GEFÜHL" bei Euch Colditzer Kanuten wirkte zum Glück noch nach...

Man muss nicht zwingend "ich liebe dich" sagen, - ein "pass auf dich auf", "komm heile nach Hause", " fahr vorsichtig", "bleib gesund"  sagt das auch!  - Ich antworte darauf: "Danke! - für ein tolles Wochenende mit Euch Kanuten und Kanu-Freunden in Colditz und auf der Mulde".

-Nein, ich habe jetzt keinen Herbstblues, keine Depressionen oder so. Mir ist aber auch dieses Mal recht deutlich aufgefallen wie Gut mir der Besuch bei Euch jedes Mal tut. Denn der UNFUG gehört auch immer unbedingt mit dazu

# dumme und freche Sprüche, # Wortspielereien, # Schlingpflanzenlästereien? , # mit den Hühnern zu Bett / mit den Hühnern aufstehen? # und noch mehr Unsinn,

Auf ein nächstes

Euer "Leierkasten-Robby", Ralf Wolske-Böttcher

Übrigens: ich soll euch noch Grüße ausrichten von Kartoffelpü (Nachnahme: Reh) ?, das stand in Schönbach an der Straße nach Grimma...

 - Wenn an einer ostdeutschen  Autobahn-Raststätte bei einem Trabbi nach dem Ausstieg der vier Passagiere das Fahrzeug ungefähr 20 cm höher erscheint ist das für mich schon mal auffallend… - Wenn aber genau diese vier jungen Herren , mit ausladender Statur (ich weiß nicht, ob Türsteher, oder Kraftsportler) einer alten Dame mit Rollator die Tür zum Restaurant aufhalten und freundlichst grüßen ist das für mich positives Auffallen.  (auf dem Heck des Trabbi war übrigens auch ein mir bekannter Aufkleber in Form eines Wimpels :  - Deutscher Kanu-Verband?  )